Kunst und Design im Dialog mit der Vergangenheit - interpretiert von Kristina Kanaan.

Während des Lichtenfelser Flechtkultur Festivals zeigt die Künstlerin Kristina Kanaan ihre Arbeiten zum Thema „Kunst und Design im Dialog mit der Vergangenheit“. In einer sensiblen künstlerischen Auseinandersetzung verbindet sie Archäologische Funde aus dem Archiv der Zukunft Lichtenfels mit innovativen 3D Druck und zeitgenössischer Gestaltung.
Idee und Konzeption: Kristina Kanaan, Flechthandwerk von Cathi Cyperrek und Tessa Asche.
Öffnungszeiten:
Freitag: 13:00 – 17:00 Uhr
Samstag: 10:00 – 15:00 Uhr
Sonntag: 10:00 – 15:00 Uhr
Die Idee, Fundstücke und Objekte aus der Vergangenheit in ein neues Licht zu setzen, habe ich als inspirierende Aufgabe empfunden. Mit einer experimentierfreudigen und zugleich spielerischen Herangehensweise stelle ich sie im Erdgeschoss in Kontexte, in denen sich Durchdachtes und Intuitives begegnen. Im Untergeschoss befinden sich noch weitere Exponate aus meinem Oeuvre, die nicht zum Thema ARCHEOART entstanden sind.
Die Ausstellung findet an einem besonderen Ort statt – einem seit dem Mittelalter zentralen Handelsplatz, den der Münchner Architekt Peter Heimerl mit seinem Baukunstwerk in den Fokus gebracht hat: dem Archiv der Zukunft. Diese Verbindung von Geschichte und zeitgenössischer Gestaltung vereint für mich, was Kunst und Design im Kern ausmacht – aus der Vergangenheit und der Intuition schöpfend Zeitlosigkeit sichtbar zu machen.
Inspiriert von den archäologischen Ausgrabungen vor Ort und mit Unterstützung von Michael Jandejsek habe ich die Fundstücke teils frei interpretiert und neu gedeutet. So entsteht eine lebendige Verbindung zwischen historischen Spuren und kreativer Gestaltung. Auch die kraftspendende und poetische Hinterlassenschaft meiner Eltern wirkt in dieser Ausstellung nach. Beide ungarischer Herkunft – meine Mutter Ethnologin, mein Vater Dichter – haben mir Wurzeln und Inspiration geschenkt, die bis heute in meine Arbeit hineinwirken.
Mein besonderer Dank gilt allen Beteiligten: dem Team des Archivs der Zukunft mit der Kuratorin Christel Meyer und dem Archäologen Michael Jandejsek; den Teams von Prof. Stark (Hochschule für angewandte Wissenschaften Coburg, Kooperatives Technologietransferzentrum Oberfranken: Digitale Intelligenz in Lichtenfels), dem Makerspace CREAPOLIS (Jan Schmid und Dustyn Kramer) sowie der Zukunftswerkstatt MACHBAR (Matthias Hofmann, Johannes Zeck und Johannes Hajer) und dem JUZ. Ebenso danke ich den Flechtwerkgestalterinnen Tessa Asche und Cathi Cyperrek, der Künstlerin Roberta Bridda, Thomas Meyer (Tonstudio Classic Concept), Andreas Dreitz, Susanne Mohnkorn (Denkmal an Schmuck) und nicht zuletzt der Porzellanmanufaktur Lindner.
Ich freue mich, meine Arbeiten im Rahmen des Flechtkulturfestivals in diesem bedeutenden Gebäude in meiner neuen Wahlheimat Lichtenfels zu präsentieren.
Mehr über die interessante Zusammenarbeit zwischen Archäologie, Kunst und 3D Druck , vor allem mit dem CREAPOLISMakerspace, finden Sie hier.
DIE ARCHÄOLOGISCHEN FUNDE
Im Zuge des Neubaus des Archivs der Zukunft am Marktplatz 2 in Lichtenfels wurden 2019 im Baugrund archäologische Grabungen durchgeführt. Westlich und östlich des erhaltenen mittelalterlichen Kellers zeigte sich ein komplexer Schichtenaufbau, der bis auf den anstehenden Boden abgetragen wurde. Es öffnete sich sozusagen ein Archiv der Vergangenheit, das viele neue Einblicke zur Entstehung der Siedlung und späteren Stadt Lichtenfels ermöglichte.
Die topographische Geländesituation am Marktplatz mit der hochwasserfreien Mainterrassenkante, den beiden Fernwegen von Bamberg nach Leipzig sowie über den Main nach Coburg und dem Knopsberg als Kontrollpunkt bietet eine gute Voraussetzung für eine Ansiedlung.
Dies verdeutlichen vorgeschichtliche Keramikfunde aus einer Kulturschicht, die eine erste Siedlungstätigkeit im Bereich des Marktplatzes belegen. Im Fundmaterial zeichnet sich weiterhin eine Besiedlung ab dem 5./6. Jahrhundert ab, die sich über das Früh- und Hochmittelalter bis hin zum Ausbau des Marktortes zur Stadt Lichtenfels unter den Andechs-Meraniern in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfolgen lässt. Der erhaltene Keller stammt aus dieser Zeit und dürfte den Rest eines ehemaligen Wohnturmes darstellen. Über die Jahrhunderte wurde er weiter genutzt und ist nun in den Neubau des Archivs der Zukunft integriert. Er fungiert als Bindeglied zwischen dem Archiv der Vergangenheit und dem Archiv der Zukunft. Diese Verbindung aus Vergangenheit und Zukunft spiegelt sich auch darin wider, dass ausgewählte archäologische Fundstücke 3D gescannt und auch gedruckt wurden, um diese greifbar und erlebbar zu machen. Zudem sind Metallfunde wie der Schlüssel und Münzen oder ein Bronzeglöckchen im Auftrag des Archivs der Zukunft restauriert worden. Sie bilden somit die Grundlage, dass die Vergangenheit durch Kristina Kanaan in einen Dialog mit Kunst und Design treten kann.
Michael Jandejsek M.A., ReVe – Büro für Archäologie Bamberg – München