Ein Projekt in Kooperation mit der Schule für Flechtwerkgestaltung Lichtenfels im März 2020
Wie kann das Handwerk der Korbmacherei zukunftsfähig bleiben? Wohin entwickelt sich die Kunst des Flechtwerks in der Korbstadt Lichtenfels? Wie können sich Tradition und modernes Design hier verbinden? Wir haben Anfang 2020 SchülerInnen der Schule für Flechtwerkgestaltung eingeladen, neue Sitzmöbel für den Showroom des Archivs der Zukunft zu entwickeln. Dabei sind viele interessante Entwürfe entstanden, von denen anschließend zwei für den Showroom realisiert wurden. Bei der Vernissage am 15. März 2020 konnten Besucher die neuen Möbel ausprobieren und sich mit den SchülerInnen persönlich austauschen. Sie gaben an diesem Nachmittag Einblick in ihre Arbeit an der Schule für Flechtwerkgestaltung, führten live einige Techniken vor und beantworteten Fragen. Die Besucher konnten das Flechten auch selbst einmal ausprobieren.
Fotos und Stimmen der SchülerInnen:
Flechtwerkgestalter auf dem Weg in die Zukunft
Wo soll es hingehen mit den Korbmachern?
Das fragen sich die Leute in Lichtenfels vielleicht schon seit längerem. Allzu oft hört man, die Korbmacherei sei ein aussterbendes Handwerk. Mit dieser Ausstellung wollten wir zeigen, dass Flechtwerkgestalter mit kreativen Ideen auf dem Weg in die Zukunft dabei sind.
Das Archiv der Zukunft greift das Thema Weide auf und zeigt auf beeindruckende Weise das Wachsen des natürlichen Rohstoffes unseres Handwerks. Im Rahmen eines Projekts im Fach „Gestaltung“ an der Fachschule hat sich die 11. Klasse mit Sitzmöbeln aus Weide auseinandergesetzt und für den Showroom zwei ausgewählte Entwürfe realisiert.
„Weiden wachsen zum Gebäude des Archivs der Zukunft und formen das Dach. In der Zwischenzeit wachsen Weiden durch die Bänke des Showrooms, manchmal werden sie noch umgelenkt, bilden mal eine Lehne, doch manchmal streben sie einfach ihrer Natur folgend nach oben und erobern den Raum.“
( Dorothée Rentsch )
„Sitze aus Weide? Da haben wir eine pragmatische Lösung. Im Stil der vorhandenen Bänke entsteht ein Sockel, der bei Bedarf aus zwei Teilen zusammengesteckt wird. Darauf kommt ein umgedrehter, archetypischer Korb und schon hat man einen stabilen Hocker. Wird der Raum ohne Stühle gebraucht, stapelt man einfach die Korbsitze ineinander und zerlegt die Sockel!“
( Anneberth Lux )
Ebenfalls an Entwurf und Ausführung beteiligt waren:
Bärbel Yonson, Nina Krasniqi, Conny Schlesinger, Elisabeth Richter und Felicitas Borlinghaus


Gestaltung mit Flechtwerk
In der dreijährigen Ausbildung an der Berufsfachschule für Flechtwerkgestalter lernt man neben den traditionellen Handwerkstechniken auch die Grundprinzipien gestalterischen Arbeitens. Die Schule schließt mit einer Gesellenprüfung ab, die in Bayern auch als Qualifikation für eine weitere Schul- und Hochschulbildung gilt. In Europa übrigens die letzte Schule, die eine Ausbildung in diesem Umfang ermöglicht.
Der historische Beweggrund für die Gründung der Schule im Jahre 1904, nämlich die Verbesserung der gestalterischen Fähigkeiten der Korbmacher und anderer Handwerker, ist heute noch so aktuell wie damals. Handwerklich hochwertig hergestellte und modern gestaltete Gebrauchsgegenstände und Möbel, so wie naturnahe Bauelemente und künstlerische Objekte bieten auch heute den Flechtwerkgestaltern Wege für eine berufliche Zukunft jenseits der Zwänge eines globalisierten Marktes.
Mit der Kombination aus praktischer Ausbildung im Flechthandwerk und den meist projektbezogenen Ausbildungseinheiten zu Gestaltung, Design und Kunst bietet die Schule die Möglichkeit, kreativ zu sein und gleichzeitig die Herstellung, Präsentation und Vermarktung der entworfenen Stücke zu erfahren und zu erlernen.
In „unserem“ Schulhaus an der Kronacher Straße in Lichtenfels hat das traditionelle Handwerk seinen angestammten historischen Ort, man spürt dort, was die Korbmacherei für Lichtenfels und die Region bedeutet hat. Die Räume sind eigens für den Bedarf der Flechtwerkgestalter ausgelegt, es gibt mehrere Werkstätten, einen Zeichensaal und einen Computerraum im gut erhaltenem historischen Gebäude, dazu eine eigene Weidenkultur.
Und mit jedem Schuljahr kommen neue Auszubildende, die mit Kreativität und modernen Ideen das älteste Handwerk der Welt in einen zeitgemäßen Kontext bringen wollen.




